Keine Mechanik
Der Transrapid ist die erste grundlegende Innovation in der Bahntechnik seit den ersten Eisenbahnen. Die Magnetschwebebahn hat keine Räder, Achsen, Getriebe und Oberleitung. Sie fährt nicht, sie schwebt. Anstelle von Rad + Schiene bei Eisenbahn tritt beim TR ein berührungsfreies elektromagnetisches Trag-, Führ- und Antriebssystem. Verschleißfreie Elektronik statt herkömmlicher Mechanik.
Schwebesystem
Elektronisch geregelte Tragmagnete,die auf beiden Seiten entlang des gesamten Fahrzeugs installiert sind, ziehen das Fahrzeug von unten an die ferromagnetischen Statorpakete im Fahrweg heran. Die Führmagnete halten es seitlich in der Spur. Elektronik garantiert, daß dabei der Abstand (1,00 cm) stets gleich bleibt. Zum Schweben braucht der TR nicht mehr Energie als seine Klimaanlage an Bord.
Ursprünglich wurde das Schwebesystem wird von Batterien im Vehicle mit Energie versorgt u. ist daher vom Antrieb unabhängig. So konnte das Vehicle im Stillstand 60 Minuten schweben, ohne von außen mit Energie versorgt zu werden. Unter der Fahrt können die Bordbatterien durch Lineargeneratoren wieder aufgeladen werden. Da die häufigen Ladezyklen die Lebensdauer der Batterien stark beeinflussen, wurden zwischendurch im Haltebereich über Stromabnehmer dem Fahrzeug die Energie zum Schweben zugeführt. Die Stromabnehmer waren jedoch auch in der Umgebung des Haltebereichs bei Geschwindigkeiten unterhalb von 90km/h erforderlich. Inzwischen wurde im Rahmen des Transrapid-Weiterentwicklungsprogramms jedoch eine berührungsfreie Bordenergieeinspeisung für das Schwebesystem entwickelt.
Antrieb
Er ist im Fahrweg installiert u. funktioniert, wie ein normaler Elektromotor, dessen Stator aufgeschnitten u. unterhalb des Fahrwegs "gestreckt" ist. Strom erzeugt in den Kabelwicklungen ein magnetisches Wanderfeld, von dem das Vehicle berührungsfrei mitgezogen wird. Seine Tragmagnete wirken dabei als Erregerteil (Rotor). Die Geschwindigkeit läßt sich durch Veränderungen der Frequenz des Drehstromes
stufenlos regeln. Tut man die Kraftrichtung des Wanderfeldes ändern, wird der Motor zum Generator, der das Vehicle berührungsfrei bremst. Die Bremsenergie kann man dabei wieder nutzen und als elektrische Energie zurückspeisen.
Sein Fahrweg
Der TR schwebt auf einem Doppelspurfahrweg. Der kann zu ebener Erde geführt oder auf schlanken Stützen aufgeständert werden u. besteht aus einzelnen bis zu 61 m langen Trägern aus Stahl oder Beton. Der aufgeständerte Fahrweg bietet minimale Bodenversiegelung dar. Da Bodenversiegelung zunehmend für Überschwemmungen verantwortlich gemacht wird, stellt die Aufständerung einen zugleich aktiven und passiven Hochwasserschutz dar. Zudem bieten aufgeständerte Fahrwege ein Höchstmaß an Sicherheit gegenüber gefährlichen Eingriffen in den Bahnverkehr.
Die Spur wechselt der TR über Stahlbiegeweichen: Sie bestehen aus einem durchgehenden Stahlträger, der mit Hilfe eines elektromechanischen Stellantriebes elastisch gebogen wird.
Die 80 m lange Weiche wird vorwiegend zum Spurwechsel in den Stationen eingesetzt und kann mit 100 km/h befahren werden. Für Spurwechsel bei höherer Geschwindigkeit (200 km/h) sind 200 m lange Schnellfahrweichen vorgesehen. Auf der TVE in Lathen besitzt diese allerdings nur eine Länge von 170 m. Alle Weichen dürfen bei Geradeaus-Stellung mit Maximalgeschwindigkeit befahren werden.
Das Fahrzeug
Ein TR-Vehicle besteht aus mindestens 2 Sektionen - jede mit durchschnittlich etwa 90 Sitzplätzen. Je nach Bedarf (Verkehrsaufkommen) können Züge mit bis zu 10 Sektionen (2 Bug- u. 8 Mittelsektionen) zusammengestellt werden. Der TR kann jedoch nicht nur Passagiere, sondern auch Güter befördern. Im schnellen Frachttransport werden spezielle Gütersektionen (je 15 Tonnen Zuladung) eingesetzt,
die auch mit Personensektionen kombiniert werden können. Da sich der Antrieb im Fahrweg befindet und auf jede einzelne Sektion wirkt, beeinflussen weder Fahrzeuglänge noch das Gewicht das Beschleunigungsvermögen. Eine neue Bugstruktur ist in der Lage, bei Hindernissen (Steine bis 50kg / umgekippte Bäume) auf dem Fahrweg die kinetische Energie eines Aufpralls auf ein unkritisches Maß zu verringern. Sollten beide Tragsysteme ausfallen, gleitet das Fahrzeug nahezu abriebsfrei auf dem Fahrweg, bis es zum Stehen kommt.
Betriebsleittechnik
Die Betriebsleittechnik besteht aus mehrfach vorhandenen (d.h. redundanten) Komponenten und steuert den Betrieb der Fahrzeuge. Sie sichert die Fahrzeugbewegungen, die Stellung der Weiche und alle anderen Funktionen. Der Fahrbetrieb wird seit Frühjahr 2004 in Shanghai vollautomatisch möglich.
Die Ortung der Fahrzeuge auf der Strecke erfolgt durch ein fahrzeugseitiges Ortungssystem, das digital kodierte Ortsmarken am Fahrweg erfaßt.
Zur Kommunikation zwischen dem Fahrweg und dem Leitstand, der Betriebszentrale, dient eine Richtfunk-Datenübertragung mit 38 GHz Frequenz und einer Datenübertragungsrate von rund 4MBit/s und verfügbar bei Geschwindigkeiten bis 500 km/h.
TVE
Seit 1984 steht die Transrapid-Versuchsanlage Emsland (TVE) für Systemtests zur Verfügung und ist unverzichtbarer Bestandteil des von der Bundesregierung aufgelegten Transrapid-Weiterentwicklungsprogramms (WEP). Dort wurden die Fahrzeuge TR 06 (1984-1989, Fahrleistung ca. 64.600 km), TR 07 (1989 - 1999, Fahrleistung 588.000km) erprobt. Seit 1999 ist der TR 08 als Vorserienfahrzeug in Betrieb. Ab 2006 soll der TR 09 als Flughafenzubringerfahrzeug dort erprobt werden. Über 200.000 Menschen aus dem In- und Ausland haben bislang an Versuchsfahrten mit Geschwindigkeiten bis zu 420 km/h teilgenommen. Darüber hinaus kann man sich bei der Besichtigung der Versuchsanlage einen Überblick über die Geschichte der Entwicklung und des Versuchsbetriebes verschaffen. Der Betrieb der TVE scheint aus heutiger Sicht bis zum Jahreswechsel 2007/2008 gesichert. Allerdings werden nach jetzigen Planungen erst die im Rahmen des WEP beauftragten Prototypen fertig, die dann noch erprobt werden müßten. Daher muß aus Sicht der GFM-eV der Fortbestand der Versuchsanlage auch noch länger gesichert sein.
Am 17. Juni 1993 schwebte der Transrapid 07 unter Betriebsbedingungen mit 450 km/h und stellte damit einen Geschwindigkeitsrekord für personenbesetzte Magnetfahrzeuge auf. Die Auslegung der TVE mit Unterwerken für die elektrische Energieeinspeisung läßt dort jedoch keine höheren Geschwindigkeiten zu. Erst in Shanghai konnte der Transrapid seine Funktionsfähigkeit auch bei höheren Geschwindigkeiten unter Beweis stellen. Am 12. November 2003 erreichte der Transrapid 08 in Shanghai 501 km/h und stellte damit einen Geschwindigkeitsrekord für kommerziell betriebene Magnetfahrzeuge auf.
Mitte Mai 2005 erteilte das Eisenbahnbundesamt dem Transrapid nach einem Testmarathon auf der TVE die Zulassung für fahrerlosen Betrieb in Deutschland. Er ist die erste Hochgeschwindigkeitsbahn, welche diese Zulassung erhielt. In Shanghai wurde dieser Fahrbetrieb bereits 13 Monate früher durch den Kunden abgenommen.