Am späten Abend des 13.09.2017 fuhr der Transrapid TR09 ein letztes Mal – mit 80km/h von Lathen nach Lingen auf der Autobahn A31 auf einem Schwertransporter-Konvoi. Danach ging es deutlich langsamer über Landstraßen weiter, wo bei Unterführungen und innerörtlichen Kreisverkehren Millimeterarbeit angesagt war. Am frühen Morgen traf er auf dem Gelände der Fleischwarenfabrik Kemper in Nortrup ein. Die Geschäftsführer des Unternehmens, Dr. Andreas Kühnl (Enkel) und Dr. Wolfgang Kühnl (Urenkel) sind Nachfahren des Erfinders der Magnetschwebetechnik, Hermann Kemper junior, und hatten das Fahrzeug im November vergangenen Jahres vom Bund u,a, gegen das Gebot eines Restverwerters ersteigert und somit vor der Verschrottung bewahrt.
Der Transrapid TR09 wurde im Rahmen des vom Bund geförderten Transrapid-Weiterentwicklungsprogramm (WEP) als Premium-Produkt für schnelle Punkt-zu-Punkt-Verbindungen gebaut. Der TR09 sollte bei der Anbindung des Münchner Flughafens zur Anwendung kommen. Das Projekt wurde aus politischen Gründen gestoppt. Die GFM-eV bedauerte damals diese kurzsichtige Entscheidung. Letzteres zeigt sich z.B. inzwischen an den hohen Baukosten für die Tunnel der geplanten S-Bahn-Erweiterung als Alternativlösung.
Im vergangenen Jahr setzte sich Robert Gellekum, langjähriges GFM-Mitglied dafür ein, der Transrapid-Technologie in Lathen wenigstens ein würdiges Denkmal zu verschaffen. Die Abwanderung des Fahrzeugs nach Nortrup wurde von der Samtgemeinde Lathen mit Bedauern aufgenommen. Dennoch kann davon ausgegangen werden, daß die Nachfahren des Erfinders dieses Erbe hochhalten werden und die historische Leistung von Hermann Kemper – der bereits in den 1930er Jahren auch ein Vordenker der Hyperloop-Vision war – in einem Museum würdigen.
Obwohl der Transrapid TR09 an seiner „Endstation Nortrup“ angekommen ist, werden mehrere Technologien, die zu seiner Entwicklung geführt haben, für andere Anwendungen weiterentwickelt. So fährt die Magnetschnellbahn bei ThyssenKrupp zukünftig vertikal – in Form einer im Testturm in Rottweil zu erprobenden neuen Generation von Aufzügen mit Linearmotor-Antrieb, der ohne Seilzüge auskommt. Auch die für den TR09 entwickelte berührungsfreie Stromeinspeisung und die abschnittsweise Weiterschaltung der Antriebsenergie wird bei der Firma Intis an der Transrapid-Versuchsstrecke für die Elektromobilität verfügbar gemacht. Anhand dieser Spin-Off-Effekte zeigt sich der industriepolitische Nutzen der Magnetschwebebahn, der jedoch mit einer deutschen Transrapid-Anwendungsstrecke ungleich höher gewesen wäre.
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